Die ersten urkundlichen Erwähnungen datieren auf das Jahr 1787. Aus diesen Aufzeichnungen geht hervor, dass in jenem Jahr der Wirt in Bodelsberg anlässlich der Kirchenweihung 12 Musikanten bewirtet hat. Das Dokument welches die 225jährige Tradition belegt, hatte folgenden Wortlaut:
„Anno 1787 den 16. September hab ich Franz Antony Steidle, Wirth in Bodelsberg 9 gaistlichen Herren iber Nomen in Essen und Trinkhen und ist zu bezahlen macht 18 Gulden. Dan 12 Musikanten und die Schitzen welche haben die Böller abgeschossen haben verzört 6 Gulden 35 Kreuzer.“
Der Zufall brachte 2008, nach einem Erbnachlass, eine intarsienbelegte Zigarrenkiste aus dem Jahre 1861 mit Widmung der Musikgesellschaft Durach zu Tage. Aus dem Jahre 1871 stammt der nächste diesbezügliche, chronistische Nachweis; als nämlich die Soldaten vom deutsch-französischen Krieg glücklich heimkehrten, beteiligten sich beim Dankfest am 9. Juli 1871 auch die Musikkapelle Durach. Von diesem Zeitpunkt an wird die Kapelle häufig erwähnt, vor allem Feiern der örtlichen Vereine, wie zum Beispiel am Veteranenjahrtag, bei Beerdigungen (vor allem ehemaliger Kriegsteilnehmer), bei kirchlichen Feiern, aus Anlass des Prinzregententags und vielem anderen mehr. Auch außerhalb der Gemeinde traten die Musikanten oft auf, so in Gasthäusern und Biergärten der Stadt Kempten und den Nachbardörfern, einmal sogar in Oberstdorf.
Interessant ist es, die damaligen Honorare für die einzelnen Auftritte zu betrachten: 1887 wurde für die Beteiligung am Prinzregentenfest 2,42 Mark bezahlt, 1893 schon 5 Mark und im Jahre 1900 sogar 13 Mark. Für das Musizieren bei einem Faschingsball wurden anno 1883 38 Mark eingenommen, bei späteren Bällen bis zur Zeit des 1. Weltkrieges gab es generell 35 Mark für die Vereinskasse.
Große Lücken riss der 1. Weltkrieg in den Kreis der Aktiven, doch war eine Reihe von Idealisten sofort wieder am Werk, die Musikkapelle zu neuem Leben zu erwecken. Hier sei Gottfried Nägele aus Weidach erwähnt, der um die Ausbildung junger Musiker sehr bemüht war. Wenn man sich rückblickend erinnert, muss man vor allem den übergroßen Idealismus der damaligen Musiker hervorheben, die keine Zeit und Mühen scheuten, sich der Musikkapelle zur Verfügung zu stellen. Obwohl es damals – wenn es nach auswärts ging – nur die Möglichkeit gab, per Fahrrad oder zu Fuß mit den Instrumenten an den Zielort zu gelangen.
1925 veranstaltete die Musikkapelle Durach ein Musikfest, bei dem zahlreiche Nachbarkapellen anwesend waren, die beim Festzug mitwirkten. Vom finanziellen Reinerlös wurden für die Musiker Uniformen beschafft, bestehend aus grünem Rock, schwarzer Hose und Schirmmütze.
Während des 2. Weltkrieges spielten die in der Heimat verbliebenen Musiker hauptsächlich bei den Gefallenenehrungen am Kriegerdenkmal. Auch nach 1945 mussten sich wieder Idealisten zusammenfinden, um das Fortbestehen der Musikkapelle zu sichern. Hier sei besonders an den musikbegeisterten Posaunisten Georg Feneberg erinnert. Nach einigen, jedoch schnell überwundenen Anfangsschwierigkeiten begann eine neue Blütezeit für die Kapelle.
Mehrere Nachwuchskräfte fanden den Weg zu dieser Gemeinschaft, und eine intensive Nachwuchsschulung führte auch zu einer personellen Erweiterung. Die musikalischen Leistungen der Kapelle fanden weit über Durach hinaus Anerkennung. Zahlreiche Musikfeste im In- und Ausland, bei deren Wertungsspielen die Duracher fast ausnahmslos in der Kunst- oder Oberstufe spielten und immer erste Preise mit Auszeichnungen davontrugen, bezeugen dies.
Im Jahre 1954 dachte man wieder an eine einheitliche Kleidung. Für jeden Musiker wurde eine Tracht beschafft, das „Allgäuer Gwand“, die bis heute bei allen öffentlichen Auftritten getragen wird. Mit den Heimatvertriebenen kam 1945 auch Hans Zischka mit seiner Familie nach Durach. Dieser Mann, als Sudetendeutscher vertrieben und nach Durach gekommen, prägte das Spiel der Musikkapelle und darüber hinaus als Kirchenmusiker, Schrammel- und Hochzeitsmusiker, Musiklehrer und Jugendausbilder, als Musiker und Dirigent auch das musikalische Leben der Gemeinde. „40 Jahre, Jahr um Jahr, Fest um Fest drückte er den Veranstaltungen der Gemeinde, der Vereine, der Pfarreien seinen musikalischen Stempel auf“ so Bürgermeister Herbert Seger 1988 anlässlich seiner Verabschiedung.
1976 war wieder ein wichtiges Jahr für die Musikkapelle. Anlässlich der 100-Jahrfeier (man hatte damals die erste urkundliche Erwähnung noch nicht) erhielt die Kapelle während eines Festaktes im Frühjahr im Kaisersaal der Benediktinerabtei Ottobeuren die Pro-Musica-Plakette verliehen. Das Jubiläumsfest selbst wurde in großem Rahmen vom 15. bis 18. Juli in der geschmückten Flughalle abgehalten. Verantwortlich war u. a. Vorstand Adelbert Lederle, heute Ehrenvorstand und Ehrenfähnrich der Musikkapelle. Besondere Höhepunkte waren der Festakt in der Aula der Schule, ein Allgäuer Abend, der Festgottesdienst und der sich danach anschließende Festzug mit 30 Musikkapellen und 10 Festwagen.
Das große Fest und die der Kapelle zuteil gewordene Ehrung waren aber kein Anlass, sich auszuruhen. Man überlegte im Gegenteil weiter, noch erfolgreicher zu wirken und weitere Bevölkerungsteile anzusprechen. So hatte sich im Jahr zuvor zwar schon die Musikkapelle zu einem beim Registergericht eingetragenen Musikverein ausgeweitet, dem auch fördernde Mitglieder beitreten konnten, um die gute Sache durch ihren Mitgliedsbeitrag zu unterstützen.
Aus den Reihen der Mitglieder bildete sich auch ein Bläserchor unter Leitung von Udo Horeth, der regelmäßig bei Konzerten in der Gemeinde und in der weiteren Umgebung auftrat.
Auch Inge Porzenheim mit ihrem Akkordeonorchester und der Stubenmusik gliederte sich dem Musikverein an.
Im Musikverein selbst legte Hans Zischka großes Augenmerk auf die Nachwuchsschulung. Schon 1982 erhielt er für seine jahrelange Arbeit den Ehrenkrug der Gemeinde Durach, und als er 1988 in den wohlverdienten Ruhestand trat, wurde er nicht nur durch einstimmigen Gemeinderatsbeschluss zum Ehrenbürger Durachs ernannt, sondern der Bayerische Musikbund verlieh ihm die „Fördermedaille in Gold“ und Allgäu-Schwäbische Musikbund die „Goldene Ehrennadel“.
1989 war ein neuer Markstein in der Vereinsgeschichte. Die Entdeckung der Aufzeichnung über das Bestehen einer Musikkapelle schon 1787 brachte es mit sich, dass man schon kurz nach der 100-Jahresfeier mit etwas Verspätung ein 200-Jahresjubiläum begehen konnte.
In einem feierlichen Festakt in der Aula der Schule wurde der Musikkapelle am 7. Mai 1989 zu diesem Anlass die goldene Pro-Musica-Plakette verliehen. In diesem Zusammenhang zeichnete der ASM das Ehepaar Johann und Loni Lingg für besondere Verdienste um die Musikkapelle (sie hatten den Nachweis erforscht) mit der Fördermedaille aus. 1993 wurde dann aus Anlass der über 200-jährigen Geschichte das 22. Bezirksmusikfest im ASM-Bezirk 1 Kempten in Durach ausgerichtet. Für die Festtage hatte der Festausschuss unter Vorstand Josef Siegel und Dirigent Herbert Feneberg ein attraktives und abwechslungsreiches Programm mit Festzeltbetrieb vorbereitet, und während des Festgottesdienstes im Festzelt konnte auch die neue Vereinsfahne geweiht werden. Höhepunkt des Bezirksmusikfestes sollte allerdings der große Festzug sein, an dem zahlreiche Gruppen aus dem In- und Ausland teilnehmen wollten. Leider fiel dieser Festzug dann dem ungnädigen, miserablen Dauerregen-Wetter zum Opfer und konnte erst wenige Tage darauf und nur noch in verkleinerter Form, aber mit großer Beteiligung der Bevölkerung stattfinden.
1994 vollzog sich ein Generationswechsel in der Vorstandschaft. Roland Weber wurde zum neuen Vorstand gewählt und Roland Gruber übernahm den Taktstock.
Die Freiluftveranstaltung, der „Duracher Dorfhoigarte“, wurde initiiert. Weiterhin wurde großer Wert auf die Ausbildung junger Nachwuchskräfte gelegt. So kann die Musikkapelle stolz sein, auf die „Eigengewächse“ wie Matthias Haslach, der nach seinem Studium des Fachs „Trompete“ in München zurzeit stellvertretender Solotrompeter der Philharmonie in Stuttgart ist, und unter anderem die Leitung der Musikkapelle Durach von 2003 – 2010 inne hatte. Mit ihm wurden einzigartige und im Allgäu erstmals aufgeführte Film- und Musicalabende mit Gesangssolisten abgehalten, die bei der Bevölkerung sehr großen Anklang fanden.
Auch Andreas Seger, der das Dirigat der Harmoniemusikgesellschaft Weitnau übernahm und nun großen Wert auf seine Fortbildung in der Berufsfachschule für Orchesterleiter in Krumbach legt, kommt aus den eigenen Reihen.
Erwähnenswert ist auch Michael Böhm, der, seit der Gründung der Jugendkapelle 1994, die musikalische Leitung übernahm und lange Zeit damit beschäftigt war, den Nachwuchs an die Kapelle heranzuführen.
Verschiedene Gruppierungen unterstützen die Pflichten und Aufgaben im gemeindlichen und kirchlichen Bereich der Musikkapelle.
Nach über dreißig Jahren löste sich 2008 der „Bläserchor Durach“ auf. Seitdem musizieren heute in ähnlicher Formation und bereits über die Gemeindegrenzen hinaus bekannten „Duracher Weisen- und Alphornbläser“.
Das „Heimatland(bl)echo“, eine aus 12 Blechbläsern und eines Schlagzeugers bestehende Besetzung, hat sich den böhmischen und mährischen Kompositionen verschrieben.
Ein über drei Jahrzehnte langgehegter Wunsch ging 2011 in Erfüllung. Die Einweihung des neuen Vereinsheimes und der Mehrzweckhalle am Bäuerlingerweg. Rund 3500 ehrenamtlich geleistete Stunden haben die Musiker dafür eingesetzt, den Innenausbau des neuen Musikheimes voran zutreiben. Für die fachkundige Ausführung sorgten die eigenen Kameraden. Eine spezielle, 140m² große Akustikdecke mit optimal eingebauter Beleuchtung, sowie perforierte Möbelfronten wurden so verarbeitet, dass Klang und Licht der Räumlichkeit eine erfolgreiche Probenarbeit gewährleisten.
Mit dem Idealismus jedes einzelnen Musikers und jeder Musikerin, und einer respektablen, mittlerweile auf 30 Kinder und Jugendlichen angewachsenen Jugendgruppe, die darauf brennt, in den Kreis der Aktiven eingegliedert zu werden, kann die Duracher Musikkapelle getrost optimistisch ihren Weg im mittlerweile dritten Jahrhundert beschreiten.
Dirigenten der Musikkapelle Durach:
1787 – 1824 Johann Zick
1824 – 1856 Anton Caudinius
1856 – 1867 Johann Wendelin Kaufmann
1868 – 1874 Josef Anton Rufeisen
1874 – 1890 Robert Hentsch
1890 – 1893 Josef Heiligensetzer
1893 – 1914 Georg Rigal, Bgm.
1914 – 1918 Josef Heiligensetzer
1918 – 1922 Michael Fischer
1922 – 1934 Reinhold Brink
1934 – 1946 Konrad Bässe
1946 – 1947 Albert Feneberg
1947 – 1951 Konrad Bässe
1951 – 1953 Hans Zischka
1953 – 1955 Johann Deibler
1955 – 1986 Hans Zischka
1986 – 1994 Herbert Feneberg
1994 – 1998 Roland Gruber
1998 – 2002 Andreas Buhr
2002 – 2003 Michael Böhm
2003 – 2010 Matthias Haslach
2010 – 2011 Andreas Seger
2011 – 2015 Verena Wegscheider
2015 – 2018 Roland Gruber
seit 01/2018 Andreas Seger
Vorsitzende der Musikkapelle Durach:
1860 – 1890 Josef Heiligensetzer
1890 – 1920 Josef Heiligensetzer
1920 – 1930 Josef Beck
1930 – 1956 Georg Feneberg
1956 – 1960 Josef Heiligensetzer
1960 – 1962 Herbert Feneberg
1962 – 1966 Siegfried Enzensberger
1966 – 1978 Adelbert Lederle
1978 – 1987 Herbert Feneberg
1987 – 1994 Josef Siegel
1994 – 2006 Roland Weber
2006 – 2010 Roland Gruber
2010 – 2022 Hans-Jürgen Zischka
seit 07/2022 Matthias Gruber, Mario Sommer, Matthias Kiechle (gleichberechtigte Vorsitzende)
Hinweis: Zum Teil entnommen aus der Chronik Durach.